SPINALE ATAXIE/ WOBBLER SYNDROM

IMG_3230

Aufgrund meiner persönlichen Betroffenheit eines solchen Wobblers, arbeite ich eng auch nach dessen Operation mit der Pferdeklinik Aschheim insbesondere mit Frau Dr. Kasparek & Herrn Dr. Waselau zusammen.

Die meisten Fälle der spinalen Ataxie sind durch die arthrotische Veränderungen eines der Halswirbelkörper ausgelöst. 

Der spinalen Ataxie liegt eine Schädigung des Rückenmarks und damit eine Schädigung der empfindlichen Nervenbahnen zugrunde. Diese kann zum Beispiel durch Verletzungen hervorgerufen werden, bei denen Blutergüsse auf den Wirbelkanal drücken. Auch feine Risse in der Knochensubstanz können später zu arthritischen Veränderungen der Wirbel führen, die diese anschwellen und so das Rückenmark verletzen lassen. Als sehr häufiges Problem werden Subluxationen an Gelenken im Bereich der Halswirbelsäule beobachtet (Wobbler-Syndrom). Auch eine falsche Fütterung bei Jungtieren kann die Ursache für eine später auftretende Ataxie sein. Zu Eiweiß- und Energiehaltiges Futter führt zu einem zu schnellen Wachstum. Die langsamer wachsenden Weichteile können später dann Auslöser für die Ataxie sein. Auch Störungen der Blutversorgung des Rückenmarks durch eine Fibrokartilaginöse Embolie oder Thrombosen können eine spinale Ataxie verursachen. Die Krankheitsbild Erklärung (Quelle Wikipedia)

 

Das Problem dieser tückischen Erkrankung ist, dass sie durch viele Tierärzte nicht erkannt wird!

Leider zeigt sich die Erkrankung durch unterschiedliche Symptome die oft als andere Ursachen diagnostiziert werden. Dazu gehören: 

wechselnde Lahmheit, leichtes bis starkes Stolpern, kurz lang treten mit den Hinterläufen, Rückwärtsrichten von nur im Viertakt bis zum hinfallen bei dem Versuch dies durchzuführen, Stellungsprobleme, starke Verspannung in der Halsmuskulatur bis zu starker entzündlicher Reaktion in diesem Bereich, das Pferd weit und unsicher bzw. zeigt  Schwierigkeiten in engen Wendungen, insbesondere in der Hinterhand, die Händigkeit ist besonders unnormal ausgeprägt, keine Galopp auf einer bestimmten Seite möglich egal was man versucht.

 

Es wird auf Knieprobleme getippt, alle möglichen Lahmheitsdiagnostik durchgeführt, Unwilligkeit angenommen usw. Die Liste ist lang was betroffene Besitzer an tierärztlichen Ratschlägen zu hören bekommen.

Es gibt einfache Tests die vor Ort vorgenommen werden können, die recht schnell eine Tendenz in die diagnostischen Richtung lenken können. ZB der Sway Test oder ein einfacher Reflextest. Aber leider machen es die wenigsten Tierärzte. So kommt es nicht selten vor dass betroffene Besitzer Jahrelang falsch beraten sind und viel Geld für falsche Behandlungen los geworden sind.

Die Pferdeklinik Aschheim versucht durch Aufklärung hier viel mehr Verständnis in die diagnostische Abklärung zu bringen und Tierarztkollegen dahingehend zu sensibilisieren. https://www.pferdeklinik-aschheim.de/wobbler-operationen-fachbeitrag/

Diagnosestellung und Ablauf

Sobald sich ein Verdacht bekräftig hat, muss eine genaue Diagnose gestellt werden. Es gibt einige Tierkliniken die mittels Szintigrafie eine Diagnose stellen. Jedoch sieht man in einer Szintigrafie hauptsächlich die sogenannten Hot Points/Hotspots die auf entzündliche Reaktionen in einem Bereich hinweisen. Jedoch kann nicht dargestellt werden ob das Rückenmark tatsächlich betroffen ist. Diese Darstellung kann allein durch eine Myelographie erfolgen! Dabei wird durch eine Punktion Gehirn- bzw. Rückenmarksflüssigkeit zur weiteren Analyse gewonnen und simultan ein Kontrastmittel in den Wirbelsäulenkanal eingespritzt. Anschließend wird die „Durchgängigkeit“ des Wirbelsäulenkanals auf vermeintliche Verengungen geprüft durch hochauflösende Röntgenbilder in gebeugter und überstreckter Halswirbelposition. Die Myelographie wird in wenigen Pferdekliniken innerhalb Deutschlands durchgeführt. Dazu gehören Aschheim, Berlin und Hannover.

Die gute Nachricht ist, die meisten OP Versicherungen übernehmen die Kosten im Rahmen der Bildgebenden Verfahren. Die weniger gute Nachricht ist, dass man einen meist weiten Weg zu der entsprechenden Klinik hat.

Aber Fakt ist, es führt kein Weg daran vorbei!

 

Wobbler OP

In der sogenannten Wobbler OP wird eine Halswirbelversteifung mittels sogenannten „Bagby Baskets“ oder Knochenplatten, abhängig vom Patienten, durchgeführt. Diese Baskets füllen sich mit Callus innerhalb einiger Monate und die betroffene Stelle die vorher das Rückenmark gequetscht hat wird stabilisiert; die Nerven können wieder heilen. Bei vielen Patienten heilen viele der beschädigten Nerven wieder und zünden wieder im Laufe der Zeit. In Amerika ist diese Operation deutlich normaler als bei uns in Europa und man ist deutlich weiter in der Umsetzung. Dort werden unter anderem Rennpferde (wir sprechen von Millionenschweren Hochleistungspferden) schon nach der Zeit von 3 Monaten postop wieder ins Training genommen und erfolgreich therapiert. 

Diese Art von OP wird allerdings noch seltener durchgeführt als die dafür benötigte Myelographie. Zu den durchführenden Kliniken gehört in Deutschland: Aschheim. (laut Google in 2023 leider keine weiteren Informationen über andere Kliniken gefunden). Die OP wird je nach Tarif von der OP Versicherung gezahlt. Sie liegt bei Kosten von über 15.000,-.

Normalerweise ist das Pferd nach der OP noch ca. 1 Monat in der Klinik. Danach darf es nach Hause und muss mind. 3 Monate in Boxenhaltung. Danach darf es unter Aufsicht und je nach Temperament auf den Paddock. Weide und Herde ist erst nach einem halben Jahr postop angeraten. Reiten bzw. antrainieren nach einem Jahr.

In dieser Zeit der Rekonvaleszenz gehört eine gute Physiotherapie mit Koordinationstraining in den Alltag mit dazu! Esoterisch angehauchte Alternativmedizin sowie nicht evidenzbasierte Behandlungen sind raus geworfenes Geld und heilen das Pferd nicht!

 

Reha post Op.

Ich biete aufgrund meiner Erfahrung mit der Rehabilitation von Wobblern einen Reha Aufenthalt für diese Patienten an. Es gibt sehr wenige Therapeuten die Erfahrung mit Wobblern haben. Operierte Wobbler sind sehr selten und kaum ein Therapeut konnte damit Erfahrungen sammeln. Die Angst falsche Handgriffe anzusetzen oder die falsche Therapie zu wählen ist groß und sollte daher von erfahrenen Personen durchgeführt werden.

Die Pferde müssen aus den ersten 3 Monaten der Boxenhaltung befreit sein und dürfen in den Reha Aufenthalt in Paddockhaltung. Das heißt die Pferd befinden sich dann ab dem vierten Monat nach der Operation.

Die Reha besteht aus physiotherapeutischen Anwendungen und Techniken sowie täglich mehrfacher Bewegungs- und Koordinationseinheiten. Das Ziel ist die Vorbereitung zur Wiederherstellung als Reitpferd! Ein Aufenthalt von mind. zwei Monaten ist angeraten.